Es gibt anscheinend Wichtigeres für Ashok Sridharan, als OB zu sein. Auffallend früher Aufbruch oder gleich ganz fernbleiben – immer mal wieder nimmt er sich eine Art Auszeit.
Bei einem Parlamentarischen Abend in Düsseldorf aus Anlass der damals 20 Jahre währenden Anwesenheit der Vereinten Nationen in Bonn hielt der OB seine Rede – und verließ die Veranstaltung Richtung Airport, weil er am nächsten Tag einen Termin in Berlin hatte. Der Haupt-Profiteur des UN-Engagements verabschiedet sich auf Französisch! Kritiker meinen: Sridharan hätte problemlos die erste Maschine am nächsten Morgen nehmen können.
Ähnlich im Dezember 2016: Der Rat beschloss den ja nicht ganz unwichtigen Haushalt – ohne die Stadtspitze. Denn der OB war auf dem Weg nach Frankfurt, um dort im Hotel Kräfte zu sammeln für die Flugreise nach Rom zum Papst. Nicht, dass die Einladung des Vatikan unwichtig sei, Gott bewahre! Aber derweil tagten 86 ehrenamtliche Ratsmitglieder in Bonn bis 2 Uhr nachts – neben dem Etat ging es auch um den Vergleich zwischen Sparkasse und Stadt in Sachen WCCB – und mussten am nächsten Morgen zur Arbeit. Der OB hätte auch in diesem Fall seinen Flieger am nächsten Morgen bekommen.
Erst gar nicht erschienen ist der OB beim Neujahrempfang des DGB im Februar vergangenen Jahres. Wachsende Armut und Wohnungsnot, ÖPNV und Verkehrswende in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis wurden angesprochen. Aber der DGB und seine Anliegen schienen dem Christdemokraten nicht wichtig zu sein. Vor 100 Vertretern des gesellschaftlichen Lebens reagierte der DGB-Kreisvorsitzende Bernd Weede unverblümt: Sridharan sei zum wiederholten Male Einladungen des DGB nicht gefolgt und es verfestige sich der Eindruck, dass er „kein großer Freund der Gewerkschaften“ sei: „Wenn das so weitergeht, beruht das irgendwann auf Gegenseitigkeit.“
Was man noch so hört: 100 Jahre Mieterbund Bonn, die erste Personalversammlung – Veranstaltungen, auf dem man vergebens auf ihn gewartet hat. Der OB scheint sehr wählerisch zu sein.