In Bonn hängt offenbar viel davon ab, wie man badet. Der Kampf ums Melbbad ist ein aktuelles Beispiel dafür, mit welch harten Bandagen gefochten wird. Und in diesem Glaubenskrieg gibt es – auf jeder Seite – die allerdings ein bisschen „tricky“ agieren, um es nett zu umschreiben. OB Ashok Sridharan gehört mit zu diesen „Tricksern“: Auf insgesamt 110 Werbeträgern war er seinerzeit stadtweit zu sehen, wie er unübersehbar seine Position verkündete und ermunterte, beim Bürgerentscheid zur Zukunft des Kurfürstenbades mit „Nein“ zu stimmen. bonnwechselt.de hatte darüber schon im Zusammenhang mit den Bonner Bädern berichtet.
Nach öffentlichen Protesten stoppte er die Aktion auf den Ströer-Plakaten – aber eben auch erst, als der mögliche Imageschaden noch größer zu werden drohte. Ob Sridharan prinzipiell die richtige Auffassung von einer neutralen, übergeordneten, fairen Ausrichtung seines Amtes hat?
Es geht nicht um einen Maulkorb. Eine fundierte Meinung sollte immer Gehör finden. Aber von einem Stadtoberhaupt hätte man bei einem Bürgerentscheid – dem ersten übrigens in der Bundesstadt – eine gewisse Zurückhaltung erwarten können. „Nicht alles, was rechtlich möglich ist, ist auch angebracht, meinte die Initiative „Mehr Demokratie“.
Was das Ganze seinerzeit noch delikater machte, war die Tatsache, dass der Oberbürgermeister auch noch Freikontingente städtischer Werbeträger in Anspruch genommen hatte. Auf solchen Plakaten werden sonst „Rhein in Flammen“ oder das Beethovenfest angekündigt, die Bäder-Präferenz des OB hat dort nichts verloren. In der OB-Denke übrigens folgerichtig: Die Druckkosten für die OB-Plakate in Höhe von 2000 Euro wurden von den Stadtwerken übernommen, während der Bürgerinitiative „Kurfürstenbad bleibt“ von der Stadt keine Möglichkeit gegeben wurde, um für ihre Position zu werben.
Kritik zog der OB auch jüngst auf sich, als er seine Kanäle in den sozialen Medien für den eigenen Wahlkampf nutzte. Mit der Beschreibung „Oberbürgermeister der Bundesstadt Bonn“ ist er zum Beispiel auf Twitter aktiv.
Diesen Account verlinkte das Presseamt über den Twitter-Account der Stadt Bonn und verschaffte ihm so Reichweite. Wie beim Ströer-Plakat: Sollten städtische Ressourcen für den nun für den Wahlkampf verwendeten Account genutzt worden sein oder gar werden, wäre auch das übergriffig. Waffenungleichheit, die umso mehr aufstößt, als Sridharan sich ja in der besonderen Corona-Situation nicht übermäßig darum kümmerte, dass es faire Wahlkampf-Bedingungen gibt. So sagte er schon frühzeitig Podiumsdiskussionen ab und berief sich dabei auf die Hygieneregeln während der Corona-Krise. Möglichst viel Abstand zum Wahlvolk!