„Diogenes“ von Jean-Léon Gérôme – Walters Art Museum, Gemeinfrei

Bonn ist Sitz des Klimasekretariats der Vereinten Nationen (UNFCCC). Zahlreiche weitere internationale Organisationen, nationale Einrichtungen, Wissenschaftsinstitute und Nichtregierungsorganisationen haben sich dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet. 

Das bildet sich auch in den Reden der Politiker*innen aus der Region ab, inklusive derer des amtierenden Oberbürgermeisters. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Warum verfehlt Bonn das eigene Klimaschutzziel so deutlich, dass jetzt, für die Zeit nach der Wahl, neue Maßnahmen versprochen wurden?

Ein Beispiel (unter vielen) ist die Photovoltaik, also diejenige Erneuerbare-Energie-Variante, die man in Bonn mit seiner für Wind ungünstigen Kessellage besonders gut nutzen könnte. Nach einer Statistik der NRW-Landesregierung nutzte Bonn im Jahr 2018 sein PV-Potenzial nur zu 2,2% und lag damit auf Platz 353 von insgesamt 373 Gemeinden in NRW.

Besonders bitter, da Bonn 2018 Jahrespartner des ebenfalls in Bonn ansässigen Vereins „Eurosolar“ war, den Hermann Scheer, Träger des Alternativen Nobelpreises, gegründet hatte. Oberbürgermeister Sridharan kündigte damals an „die Jahrespartnerschaft dazu nutzen, die Bonnerinnen und Bonner noch mehr für das Thema zu sensibilisieren“. Wer aber erwartet hatte, in Bonn würden nun die Solaranlagen auf den öffentlichen Gebäuden nur so sprießen, wurde enttäuscht. Tatsächlich wurde in diesem Jahr der Partnerschaft mit Eurosolar keine einzige neue Anlage auf einem städtischen Dach neu installiert!

Im Gegenteil, Sridharans Stadtverwaltung behauptete öffentlich, Solaranlagen auf städtischen Gebäuden würden sich nicht rentieren. Auf Beschwerden von engagierten Fachleuten wie Herbert Hoting von der Phönix Solarinitiative reagierte Sridharan erst nach Wochen, korrigiert wurde diese nachweislich falsche Antwort (tausende Gegenbeispiele in anderen Städten und hunderttausende auf deutschen Dächern sind ein klarer Beweis) bis heute nicht. Vermutlich ist Bonn heute in NRW nicht einmal mehr auf Platz 353 … und das als die „Weltklima-Hauptstadt“.

P.S.: Wir danken Helmut Lorscheid für die Anregung zu diesem Artikel. Er hat das Thema noch viel detaillierter behandelt.

P.P.S.: „Geh mir ein wenig aus der Sonne“ sagte der Legende nach der Philosoph Diogenes zum mazedonischen Herrscher Alexander, als dieser ihn fragte, wie er ihm dienen könne.


1 Kommentar

Auf den Dächern von Bonn – Bonn wechselt! · 17. September 2020 um 7:45

[…] zu wenig. Da war viel mehr versprochen, da ist viel mehr möglich. „bonnwechselt.de“ hatte auf die schändliche Vernachlässigung der Photovoltaik (PV) hingewiesen – günstiger als Wind, den man in Bonn mit seiner ungünstigen Kessellage nicht besonders gut […]

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.