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Bonn ist eine wohlhabende und attraktive Stadt: Hohe Wirtschaftskraft, überdurchschnittliche Kaufkraft, hohes Qualifikationsniveau. Bonn geht es also gut!
Aber geht es wirklich allen gut? Für viele wird Bonn zunehmend unbezahlbar.

In Bonn steigt die Arbeitslosigkeit

Wir hatten schon darüber berichtet: Bonn hat seit einigen Jahren mittlerweile eine überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit: Derzeit 8,2 % (Juli 2020), fast 2 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. Über 14.000 Menschen sind derzeit arbeitslos, mehr als noch vor 5 Jahren, als es noch weniger als 10.000 waren.

In Bonn wächst die Armut

In Bonn steigt außerdem die Armut: Bereits über 12.000 Kinder leben in Armut oder sind von ihr bedroht. Das schlimmste aber ist, das Kinderarmut im reichen Bonn nicht etwa sinkt, sondern steigt: Von 18 auf über 20 % aller Kinder innerhalb der letzten 4 Jahre! Kinderarmut kommt von Erwachsenenarmut, immer mehr erwachsene Einwohner leben mittlerweile unter der Armutsgrenze, meist weil sie langzeitarbeitslos sind oder Alleinerziehende oder Geringverdiener.

Dazu kommt: Bonn hat sehr hohe Lebenshaltungskosten. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat unlängst errechnet, dass gemessen an den hohen Lebenshaltungskosten in Bonn sogar jeder 4. als arm gelten muß.
In einer Wohlstandsstadt wie Bonn ist also nicht nur die Arbeitslosigkeit gestiegen sondern auch die Armut.

In Bonn steigt auch die Bildungsarmut

Eine Studie der Caritas zu den Bildungschancen von Jugendlichen in Deutschland zeigt, dass in Bonn der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss innerhalb von 2 Jahren um fast zwei Prozentpunkte gestiegen ist, auf 5,09 %. Und noch schlimmer: Auch die Zahl der Erwachsenen ohne abgeschlossene Berufsausbildung steigt spürbar, hier liegt Bonn (13,5 %) sogar deutlich über dem Bundesdurchschnitt (11,9 %). Jeder weiß, dass verpasste Schul- und Berufsabschlüsse der (fast) sichere Weg in die spätere Arbeitslosigkeit bzw. den Niedriglohnsektor bedeuten. Steigende Bildungsarmut heißt also zukünftig noch weiter steigende Arbeitslosigkeit, wenn nicht endlich gegengesteuert wird.

Bonn ist also für viele eine sehr teure Stadt geworden

In jedem Fall für die wachsende Zahl derjenigen, die arm, arbeitslos oder unterbeschäftigt sind. Aber auch für viele andere: Bonn hat nicht nur hohe Kita-Gebühren, sondern auch ein weit überdurchschnittliches Mietpreisniveau (wir berichteten darüber), bedingt durch die lange Vernachlässigung des sozialen Wohnungsbaus. Mittlerweile sind die Mieten so hoch, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung eine Zugangsberechtigung zum geförderten Wohnungsbau hat.

Bonn ist eine zunehmend gespaltene Stadt

Die soziale Spaltung schreitet voran, in Bonn leben Arm und Reich zunehmend nicht mehr Tür an Tür, sondern in sorgsam getrennten Quartieren. In einer Studie zur sozialen Gettoisierung in 74 deutschen Großstädten kommt das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) zu dem Ergebnis, das die soziale Segregation in Bonn weit vorangeschritten ist, sie liegt mittlerweile deutlich über dem Durchschnitt aller untersuchten Städte.

Es gibt also großen Handlungsbedarf. Aber haben Sie bisher einen Oberbürgermeister erlebt, der sich diesen Problemen aktiv angenommen hat? Ist Ihnen bisher aufgefallen, dass er diese Themen wenigstens einmal benannt hätte?