Wir berichteten bereits über die Blamage beim Investorenprojekt „Urban Soul“ am Bonner Hauptbahnhof. 23,5 Mio. € sollte die Stadt ursprünglich für den Verkauf der Grundstücke an den Investor erhalten, es handelte sich schließlich um eine der zentralen Lagen vor dem Hauptbahnhof und dem Eingangstor zur Bonner City.

Entstanden ist dort eine seelenlose Betonarchitektur, wahrlich keine Visitenkarte der Stadt für Bonn-Besucher, die am Hauptbahnhof ankommen.

Das ist schon schlimm genug. Aber jetzt kommt zusätzlich scheibchenweise ans Tageslicht, wie stümperhaft die Verwaltung mit den Investoren „verhandelt“ hat.

Bisher war klar, dass der Investor vom Kaufpreis die sog. „Residualkosten“ abziehen durfte: Kosten zur Herrichtung der Baustelle, bei denen offenbar im Kaufvertrag nicht verbindlich geregelt wurde, wie diese zu berechnen sind. Konsequenz: Der Investor stellte 11,4 Mio. € (!) in Rechnung, und bekommt sie auch. 

So weit, so schlecht. Darüber wurde in der Stadt schon (zurecht) heftig diskutiert. Aber damit nicht genug – jetzt kommt zusätzlich heraus, dass weitere Kosten auf die Stadt zukommen: Die Stadt muß offenbar tatsächlich die Wiederherstellung von Bahnhofszugängen bezahlen, die vor dem Bau noch bestanden, dann aber vom Investor teilweise abgerissen wurden. Weil es im Vertrag keine ausreichende Regelung hierfür gab. 

Eine weitere Peinlichkeit: Die Stadt hat in der Baugenehmigung anscheinend  zugelassen, dass der Investor sein Hotel so bauen konnte, dass eine Ecke an der Thomas-Mann-Straße über den U-Bahnzugang ragt und die Stadtwerke dadurch ihre Rolltreppe nicht mehr einbauen können.

Zusammen mit weiteren Zusatzkosten wird sich der Grundstückserlös nach einer Berechnung des Bonner General-Anzeigers nur noch auf etwa 5 Mio. € belaufen, ca. 18 Mio. weniger als der ursprüngliche Grundstückspreis. Das Geld aller Bonner Steuerzahler…

Zyniker werden jetzt einwenden, die ca. 18 Mio. Verlust bei „Urban Soul“ seien ja noch lange nicht so  schlimm wie die wahrscheinlich 100 Mio. € Mehrkosten, die der Skandalbau Beethovenhalle verschlingt.

Und der Oberbürgermeister sieht mal wieder keine Schuld bei sich. Er hat zwar den Vertrag unterschrieben, sei von seinen Mitarbeiter*innen über die Risiken aber nicht informiert worden.

Er ist nicht nur der verantwortliche Verwaltungschef, die Peinlichkeit ist auch noch in seinem Dezernat entstanden. Denn er hatte die Wirtschaftsförderung, die den Vertrag aushandelte, ja bekanntlich zur „Chefsache“ gemacht.

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