Was für eine Chance, was für ein Verstolpern: In den Koalitionsvertrag der Großen Koalition 2018-2021 hatten die regionalen Bundestagsabgeordneten festlegen lassen, dass ein „Bonn-Vertrag“ als Ergänzung zum Berlin/Bonn-Gesetz abgeschlossen werden soll und auch noch detaillierte Vorschläge dafür ausgearbeitet. Oberbürgermeister Sridharan hat den regionalen Vorbereitungsprozess so lange verschleppt, bis jetzt die gute Haushaltslage vorbei ist und neue Behörden in den Braunkohleregionen Ostdeutschlands angesiedelt werden. Niemand verhandelt mit ihm im Berliner Regierungsviertel.

„Der Bund wird mit der Region Bonn … eine vertragliche Zusatzvereinbarung (Bonn-Vertrag) schließen“ vereinbarten die Koalitionäre. Das Tor stand weit auf, den seit Jahren andauernden  Verlust von Arbeitsplätzen des Bundes in Bonn zu kompensieren. Neue Behörden, die die Schwerpunkte Bonns in den Bereichen Nachhaltigkeit, Wissenschaft und Cyber-Sicherheit verstärken würden, waren Anfang 2018 im Gespräch. Geld war da, der Bundeshaushalt hatte einen klaren Überschuss erwirtschaftet.

Oberbürgermeister Sridharan verstolperte die Vorlage, in dem er zunächst die Vorschläge der regionalen Bundestagsabgeordneten in einem quälend langsamen Prozess mit Dutzenden Beteiligten und lange auf sich warten lassenden Treffen diskutierte. Er wollte sich nach allen Seiten absichern, um bei schwierigen Themen (welche Ministerien bleiben in Bonn, welche Infrastrukturprojekte als Schwerpunkt) nicht Position beziehen zu müssen. Und dann fehlte im noch jeder Einfluss in der Bundespolitik, so dass am Ende niemand wirklich mit ihm verhandeln wollte.

Kein Wunder, hatte Sridharan mit seiner üblichen Verzögerungstaktik doch verpasst, aus der Vorlage Koalitionsvertrag rechtzeitig ein Tor zu machen, obwohl er nur noch den Fuss hätte hin halten müssen. Während er aber einen quälend langsamen bürokratischen Prozess einführte war der Kohleausstieg beschlossen wurden mit klaren Zusagen, neue Einrichtungen nur noch in Ostdeutschland anzusiedeln, auch solche, deren Schwerpunkt-Cluster in Bonn liegt. Das Bonner Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik muss jetzt in Ostdeutschland neue Niederlassungen aufbauen, die „Agentur für Innovation in der Cybersicherheit“ kommt beispielsweise nach Leipzig. Und spätestens mit der Corona-Krise geht dem Bund auch noch das Geld aus: Sridharan, der Chancentod.